Reine Sichtweise – die Reinheit von allem enthüllend
Bewahrt eine reine Sichtweise,
indem ihr alles, was erscheint,
als grenzenlose Reinheit seht.
Dann wird alles euch inspirieren,
den Dharma zu praktizieren,
und alles eine Illustration der Lehren sein.
Dilgo Khyentse Rinpoche
In der Praxis des Dharma ist es wichtig, sich von allen extremen Sichtweisen zu befreien. Eine extreme Sichtweise ist, die Erscheinungswelt für etwas tatsächlich bestehendes zu halten, das ganz und gar wirklich ist. Dieser Sichtweise hängen wir für gewöhnlich an. Eine andere extreme Sichtweise ist, die Wirklichkeit der Erscheinungsformen zu leugnen und alles als leer zu betrachten. Beide Sichtweisen erfassen nicht die wahre Natur der Dinge und werden uns also folglich nicht zu einem wirklichen Verstehen unserer selbst und der Welt führen. In der Meditation arbeiten wir mit unserem begrenzten und unreinen Gewahrsein und üben uns darin, unsere gewöhnliche grobsinnige Wahrnehmung durch Weisheitsgewahrsein zu ersetzen.
Weisheitsgewahrsein heißt, alles als erscheinend und leer, leer und erscheinend zu erkennen und in seinem Zustand ursprünglicher Reinheit wahrzunehmen. Eine Methode zur Verwirklichung der reinen Sichtweise ist die Praxis auf Meditations-Gottheiten, wo wir die Welt als reines Gefilde oder Ausstrahlung vollkommenen Erwachens sowie uns selbst und alle Wesen als Weisheitswesen visualisieren. Je mehr wir alles als ursprünglich rein wahrnehmen, desto weniger Raum bleibt für unsere negativen Gedanken und Gefühle, der Quelle aller Konflikte, und umso leichter fällt es uns natürlich und von selbst im augenblicklichen, zeitlosen Gewahrsein zu verweilen, wo alle Gedanken und Gefühle im Moment ihres Erscheinens in ihrer wahren Natur erkannt werden.
Dieser Grundpfeiler beinhaltet Unterweisungen zu folgendem Thema:
Erklärung der täglichen Praxis auf CHENRESIG – Chenresig, auf Sanskrit Avalokiteshvara = der mit gütigen Augen auf die Wesen schaut – ist die Verkörperung universellen Mitgefühls.